Seit 1991 die einzige deutsch-ungarische Gesellschaft mit Sitz in der deutschen Hauptstadt

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INFO-Brief vom 2. Juli 2013


Verehrte DUG-Mitglieder,
sehr geehrte Bezieher unseres INFO-Briefes!

Mit diesem Rundbrief möchte ich an die in dieser Woche (heute und am Donnerstag) anstehenden beiden Vortragsveranstaltungen erinnern und die Veranstaltungsorte nachtragen – soweit von Ihnen nicht schon auf unserer Internetseite nachgeschaut (übrigens "feiern" wir in diesen Tagen das sechsmonatige Bestehen unseres neuen Internetauftritts als einer zusätzlichen Plattform zur Vermittlung von Informationen über unsere Tätigkeit und in Bezug auf Ungarn). Mit dem heutigen Vortrag erinnern wir an den gestern vollzogenen Beitritt Kroatiens zur Europäischen Union – die Bedeutung dieses Ereignisses aus ungarischer Sicht hatte ich schon in meinem Rundbrief zum neuen Jahr am 15. Januar 2013 gewürdigt.

Hier die VERANSTALTUNGSSCHNELLÜBERSICHT:

Di., 02.07.2013 18.00 Uhr – DUG-Vortragsveranstaltung in BERLIN
Dr. Meinolf ARENS 
(Historiker; Wien und München):
Das Leben des ungarischen Königs Ladislaus I. des Heiligen (Szent László) in den Augen seiner Zeitgenossen und die Metamorphosen seines Bildes ab seinem Tode 1095 bis heute

Ort: Bibliotheksraum in der Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Kommunismus, Nikolaikirchplatz 5-7, 10178 BERLIN

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Do., 04.07.2013 18.00 Uhr – DUG-Vortragsveranstaltung in BERLIN
Dr. Sándor KURTÁN 
(Assistenzprofessor an der Corvinus-Universität Budapest; vormals Mitherausgeber des Politischen Jahrbuchs Ungarns sowie der "Politikatudományi Szemle" [Politikwissenschaftlichen Rundschau], Budapest)
Kontinuitäten – Diskontinuitäten: Elitenwechsel in der politischen Klasse nach dem Systemwechsel 1989/1990. Eine kritische Bestandsaufnahme.
Ort:
 Seminarraum 3 (3. Etage), Collegium Hungaricum Berlin, Dorotheenstr. 12, 10117 BERLIN

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Damit wird die DUG im ersten Halbjahr 2013 insgesamt 27 Veranstaltungen in Berlin und in anderen Bundesländern durchgeführt haben und am Ende dieser Woche die Sommerpause beginnen. Allerdings wird es keine tätigkeitslose Zeit sein, da die DUG im August ein vierwöchiges soziales Praktikum einer jungen Ungarin begleitet und wir bereits am 31. August unsere Veranstaltungen wieder aufnehmen, und zwar in Magdeburg, sowie gegen Ende September in Berlin. Näheres erhalten Sie alsbald in einem INFO-Brief mit der Vorschau auf unsere Sommer- und Herbstaktivitäten. Das volle Herbstprogramm in Berlin wird 2013 mit Ende der universitären Semesterferien Mitte Oktober beginnen, wahrscheinlich nach Rückkehr vom 4. FORUM HUNARICUM, das diesmal in Kroatien stattfindet. Auch dazu mehr im vorstehend erwähnten nächsten INFO-Brief. 

Auf Bitten der ungarischen Botschaft möchte ich noch folgende Informationen weiterleiten:

1) Ich hatte schon im letzten INFO-Brief auf die Teilnahme der ungarischen Botschaft am sozialen Netzwerk TWITTER hingewiesen (www.twitter.com/BotschaftUngarn). Die Botschaft ergänzt, daß sie auch Mitglied bei FACEBOOK und dort unter dem Stichwort "Botschaft von Ungarn in Berlin" zu finden ist.

2) In das aus Anlaß des Todes des früheren ungarischen Ministerpräsidenten Gyula HORN ausgelegte Kondolenzbuch können Sie sich noch bis zum Tage seiner Beisetzung am 8. Juli in der ungarischen Botschaft eintragen; der Zeitraum ist über die bis 27. Juni vorgesehene Frist verlängert worden


Folgend finden Sie die Inhaltsangaben zu unseren beiden Vorträgen in dieser Woche, zuerst zum Vortrag des uns allen von vielen Vorträgen her ans Herz gewachsenen und immer wieder gern gehörten Historikers (Wien, München) Dr. Arens:

Di., 02.07.2013, 18.00 Uhr, Dr. Meinolf ARENS
Gedenkbibliothek in der Straße Nikolaikirchplatz 5-7
Das Leben des ungarischen Königs Ladislaus I. des Heiligen (Szent László) in den Augen seiner Zeitgenossen und die Metamorphosen seines Bildes ab seinem Tode 1095 bis heute

Nur wenige Tage nach König Ladislaus' (Lászlós) Gedenktag des 27. Juni (an dem er von Papst Coelestin III. 1192 zu den Heiligen erhoben wurde) und einen Tag nach dem EU-Beitritt Kroatiens, dessen gemeinsame, rund 820 Jahre währende Geschichte mit dem Königreich Ungarn durch ihn begründet wurde, widmet sich die DUG diesem ungarischen König (geb. in einem Zeitraum zwischen 1031 [laut Heiligenkalender] und 1042 bis 1048 [laut ungarischer Geschichtsschreibung], gest. im Sommer 1095, nach vereinzelter Meinung erst im Frühjahr 1096). König Ladislaus schuf die Grundlagen für das spätere großungarische Königreich und dessen westeuropäische Ausrichtung (nebst den unter ungarischer Oberhoheit stehenden Gebieten).

Als zweiter Sohn des späteren ungarischen Königs Béla I. und dessen Frau Suentena, einer Tochter des Herzogs Mieczislaw (Miesco) II. von Polen, wurde er während der Verbannungszeit seiner Eltern in Polen geboren und dort aufgezogen (deshalb der slawische Vorname, der soviel wie "ruhmreicher Herrscher" oder "Ruhm und Macht" bedeutet). Angesichts mancher Unklarheiten über seine Lebensdaten ist jedoch unzweifelhaft, daß er 1063 vom ungarischen Gegenkönig Salomon zum Herzog von Bihar ernannt und 1077 ungarischer König wurde. Während der auf Ladislaus' Betreiben 1083 als christlicher Reichsgründer heiliggesprochene König Stephan I. (von 1000 bis 1038) sozusagen über den christlichen Glauben die Zersplitterung der 895/896 ins Karpatenbecken eingefallenen magyarischen Stämme zu beseitigen suchte und auf erste Erfolge bei ihrer Einigung blicken konnte, indem er das uralte, aus den asiatischen Weiten mitgebrachte Stammesrecht ablöste, verfestigte Ladislaus nicht nur diese Errungenschaften (wozu primär auch der an Rom orientierte christliche Glaube gehörte und der kulturelle Einfluß des oströmischen Byzanz' eingedämmt und zurückgedrängt, aber niemals gänzlich verhindert wurde), sondern baute seinen territorialen Einfluß durch Eroberungen und personelle Verflechtungen aus, wie er andererseits das Erworbene klug und gegen feindliche Begehrlichkeiten konsequent absicherte. 

Zu den territorialen Erwerbungen gehörte auch die Anbindung Kroatiens an das nach Westeuropa ausgerichtete Ungarn (eine Anbindung, die in Kultur und Religion bis heute nachwirkt und das slawische Kroatien zu einer weiteren Brücke in den Beziehungen zum slawisch-orthodoxen Balkan macht). Mit Ladislaus' auch blutsmäßig-verwandtschaftlichen Vermischung von Ungarn und Slawen, wohlgemerkt auch in seiner Person, wirkt dieses ethnisch-geschichtlich-kulturelle Amalgam bis heute nach: die mit ihm begonnenen dynastischen Beziehungen; die Anziehung und die Abstoßung zwischen Ungarn- und Slawentum; das halbe Dutzend von Wladislaws, die Herrschaftsfunktionen im mittelalterlichen Ungarn ausgeübt haben; die vielen großartigen Politiker, Künstler, Wissenschaftler, sogar Volkshelden, die mit ihren nicht-ungarischen Wurzeln Ungarn in Zeiten prägten, als es noch keine nationalstaatlichen Vereinnahmungen gab. Der 1192 auf ungarisches Betreiben heiliggesprochene Ladislaus ist als Wladislaw der Schutzpatron Warschaus, er war als einer der Führer im ersten Kreuzzug vorgesehen (starb aber, noch bevor Papst Urban II. zur Befreiung Jerusalems aufrief), László ist einer der beliebtesten Vornamen in Ungarn, der Familiennahme Horváth (Kroate) einer der häufigsten ...

Es mag eine weit in die Geschichte zurückreichende Erklärung dafür sein, warum das heutige Ungarn wie kaum eine andere EU-Erweiterung den am 1. Juli 2013 vollzogenenen Beitritt Kroatiens begrüßt – und  nicht nur aus gegenwartspolitischen Gründen, weil Ungarn damit ein wenig mehr zum EU-Binnenstaat wird und einige weitere Kilometer, genau 300 Kilometer seiner bisherigen EU-Außengrenzen zu EU-Binnengrenzen werden. 

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Do., 04.07.2013 18.00 Uhr, Dr. Sándor KURTÁN (Assistenzprofessor an der Corvinus-Universität Budapest; vormals Mitherausgeber des Politischen Jahrbuchs Ungarns sowie der "Politikatudományi Szemle" [Politikwissenschaftlichen Rundschau], Budapest)
Seminarraum 3 im Collegium Hungaricum Berlin, Dorotheenstr. 12
Kontinuitäten – Diskontinuitäten: Elitenwechsel in der politischen Klasse nach dem Systemwechsel 1989/1990. Eine kritische Bestandsaufnahme

Als Überblick über den Vortrag schreibt der Referent: Der Systemwechsel in Ungarn (im Deutschen: die "Wende") brachte 1989/1990 eine schnelle Änderung des politischem Systems: aus einer Einparteiendiktatur wurde eine pluralistische Demokratie. Etwas langsamer, aber ähnlich tiefgreifend verlief die wirtschaftliche Transformation: die Marktwirtschaft löste die zentral geleitete Planwirtschaft ab. Trotz all dieser umfassenden Veränderungen in Politik, Wirtschaft und damit einhergehend im sozialen Leben stellte sich schon am Anfang der 1990er Jahre und seitdem – hauptsächlich in der Politik – immer wieder die Frage, inwieweit es mit diesen Umbrüchen zu einem Wechsel in "der" Elite oder in den Eliten des Landes kam.

Der Vortrag versucht, auf Grund empirischer Untersuchungen kritisch der Frage nachzugehen, wie in zwei Segmenten der politischen Klasse, nämlich jener der Abgeordneten des Parlaments und jener der Minister der verschiedenen Regierungen, eine Kontinuität bzw. Diskontinuität bezüglich der Eliten der 1980er Jahre feststellbar ist.

Die Wahlen im Jahre 2010 brachten eine gravierende Veränderung in der Zusammensetzung des Parlaments mit sich (die aktuelle Regierung sprach wegen der ausgebliebenen Revolution 1989 sogar von einer "Revolution an den Wahlurnen des Jahres 2010", aus der sie die Legitimation für eine Neugestaltung der ungarischen Verfassung unter Ablösung der 3. Republik zog). War dies zugleich ein Hinweis auf einen Elitenwechsel? Denn traditionsreiche "Alt-Parteien" fielen 2010 bei den Wahlen durch, Neugründungen schafften den Sprung ins Hohe Haus. Altbekannte Gesichter im politischen Leben Ungarns verschwanden in der Versenkung, doch andere hielten sich neben neuen, denen gegenüber sie ihren Einfluß behaupteten. Im zweiten Teil des Vortrages soll auf diese Fragestellung eingegangen werden.

Zur Person des Referenten: Der 1951 geborene Referent ist seit 1990 Assistenzprofessor an der Corvinus Universität Budapest. Nach einem Studium der Physik in Wien und Budapest wechselte er in die Politikwissenschaft. Von 1979 bis 1990 arbeitete er als Assistent an der ELTE (Eötvös Loránd Universität) in Budapest und erwarb 1990 den Doktorgrad in politischer Theorie. Seine Forschungsgebiete erstrecken sich schwerpunktmäßig auf den ungarischen Parlamentarismus, die Entwicklungen der politischen Eliten in Ungarn sowie die Geheimdienste in politischen Systemen. In den Jahren 1989 bis 2003 war er Mitherausgeber des auch außerhalb Ungarns sehr bekannten Politischen Jahrbuchs Ungarns und von 2000 bis 2010 Mitherausgeber der renommierten Zeitschrift "Politikatudományi Szemle" (Politikwissenschaftliche Rundschau). 

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Allen, die zu beiden oder einer der beiden Veranstaltungen kommen, werde ich bei einem Glas Wein noch persönlich eine schöne Sommerzeit wünschen können. Allen übrigen – und das sind alle Mitglieder, die Kuratoriumsmitglieder, unsere Sponsoren sowie alle unsere Freunde und alle Freunde Ungarns – sende ich persönlich und im Namen unserer Präsidiumsmitglieder die besten Wünsche für eine schöne, auch sonnige, und eine erholsame Zeit. Wo auch immer Sie die kommenden Wochen verbringen werden, mögen es gute, gesunde, vielleicht auch abwechslungsreiche und erlebnisreiche Tage sein, die Ihnen Lust auf die DUG-Programme der späteren Monate machen. 

Es ist auch eine Zeit, in der Sie, sofern Sie noch nicht Mitglied der Berliner DUG sind, über eine Mitgliedschaft bei uns nachdenken können und sich dann hoffentlich zu diesem Schritt entschließen. Es sind Wochen, in denen Sie mit Angehörigen, Freunden oder Bekannten zusammenkommen. Es wäre sehr erfreulich, wenn Sie in solchen Augenblicken daran dächten, eine Mitgliedschaft bei der DUG ins Gespräch zu bringen. Denn die beste Werbung für unsere DUG ist die Mundpropaganda! Sowohl nach Zahl als auch Inhalt unserer Veranstaltungen nimmt die Berliner DUG unter allen deutsch-ungarischen Gesellschaften in Deutschland eine Spitzenstellung ein, so daß ein mit und bei uns verbrachter Abend immer abwechslungsreiche und interessante Stunden im Kreise von Ungarn-Freunden verspricht. Trotz aller zwischenzeitlicher Preissteigerungen liegt die DUG mit ihrem Mitgliedsbeitrag unverändert seit mehr als einem Jahrzehnt am unteren Ende der üblicherweise bei anderen deutsch-ungarischen Gesellschaften erhobenen Beträge (unser voller Jahresbeitrag beträgt 32 Euro, der reduzierte Jahresbeitrag 16 Euro; nähere Einzelheiten und die Maske mit Anleitung für einen elektronisch zu stellenden Mitgliedsantrag finden Sie auf unserer Internetseite; für einen auf dem Postweg zu stellenden Antrag genügt ein formloses Schreiben).

Ich freue mich auf unser Wiedersehen und verbleibe, auch im Namen des übrigen DUG-Präsidiums,
mit den besten Grüßen

Ihr

Klaus Rettel, Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft e. V. (DUG), Sitz Berlin.